Andreas Greiner | Game of Life

18 Januar - 8 März 2024
Übersicht

Andreas Greiners Ausstellung "Game of Life" ist von John Horton Conways gleichnamigem mathematischen Spiel aus den 1970er Jahren inspiriert. Der Künstler nutzt die Metapher, um den Ausstellungsraum als sozio-technologisches Spielfeld zu betrachten. Die Besucher erleben eine faszinierende Reise durch zwei Räume, die verschiedene Zeiten und Räume repräsentieren. Im ersten Raum zeigt Greiner kunstvoll bedruckte Mikroschaltkreise mit Motiven, die traumhafte Landschaften ohne menschliche Präsenz darstellen. Ein beweglicher Bonsai mit einer Kamera interagiert mit den Besuchern und schafft eine Synthese von organischer und technologischer Interaktion. Der zweite Raum, gestaltet im Stil eines Wiener Kaffeehauses, vereint traditionelle Elemente mit moderner Technologie. Stimmen von künstlichen Intelligenzen begleiten die Gäste in entspannten Gesprächen. Die Ausstellung erforscht die Beziehung zwischen Mensch und Technologie, die Frage nach der wahren Intelligenz und die Möglichkeit einer ausgewogenen und regenerativen Zukunft für den Planeten.

 

*Mit Unterstützung von ElevenLabs, New York, USA

Werke
Pressemitteilung

Die Essenz von Andreas Greiners Ausstellung ist im Titel 'Game of Life' eingefangen, inspiriert vom gleichnamigen Spiel des Mathematikers John Horton Conway aus den 1970er Jahren. In Conways Spiel sterben 'lebende Punkte' mit weniger als zwei oder mehr als drei Nachbarn, während 'tote Punkte' mit genau drei Nachbarn wieder zum Leben erweckt werden. Ihr Schicksal hängt von der Dynamik der unmittelbaren Umgebung ab, die hauptsächlich von benachbarten Punkten bestimmt wird. Greiner greift die Idee eines ‚Game of Life‘ bildlich auf und präsentiert den Ausstellungsraum als sozio-technologisches Spielfeld. In diesem konzeptuellen Bereich übernehmen Menschen, hybride Wesen und künstliche Intelligenzen Rollen ähnlich den Punkten in einer größeren Erzählung. Begeben Sie sich auf eine skurrile Reise voller auditiver und visueller Überraschungen, die von einer nostalgischen Stimmung durchdrungen, einen Blick in eine von Greiner entworfene Zukunft bieten.

 

Eine alternative Realität entfaltet sich in zwei unterschiedlichen Räumen, die den sich entwickelnden Charakter der Erzählung unterstreichen. Im ersten Raum sieht man verschiedene Motive auf Mikroschaltkreise geätzt, die von Greiner durch KI und PCB (printed circuit board) Software gestaltet wurden. Dazu gehören faszinierende Szenen wie eine Meereslandschaft mit dramatischen Wellen, schwebende Zeppeline und ein surrealer Tornado – allesamt Traumlandschaften, die mit akribischem Detail geschaffen wurden. Werden die räumlichen Elemente mit dem Blick der Medienarchäologie betrachtet, kommen Fragmente der Vergangenheit zum Vorschein, die als signifikante Hinweise für die Zukunft fungieren. Die Präsentation ruft eine utopisch/dystopische Atmosphäre hervor, zeigt vertraute Objekte und Szenen ohne die Anwesenheit von Menschen und regt zum Nachdenken über alternative Realitäten an.

 

Zwischen den beiden 'Bühnen' taucht eine hybride Entität auf – ein beweglicher Bonsai-Roboter, der einen Olivenbaum verkörpert. Er bewegt sich durch den Ausstellungsraum, ausgestattet mit einem leuchtenden Kameraauge, das Bilder von Besuchern einfängt. Diese Bilder werden dann an einen Server übertragen und auf einem Monitor projiziert, begleitet von einer KI-Analyse der Personen, was eine faszinierende Synthese von organischer und technologischer Interaktion schafft.  Vor dem Eingang zum zweiten Raum steht ein Zelt mit einer Wachstumslampe, die es dem Bonsai-Roboter mit seinen technischen Komponenten ermöglichen, Energie aufzunehmen und den Baum zu beleuchten.

 

Der zweite Raum ist an die Idee des Wiener Kaffeehauses angelehnt.Thonet-Stühle, zwei Bistrotische und ein Sputnik-Kronleuchter mit einer einzigartigen Note – mit Lautsprechern und Pflanzen – ergänzen die Leuchten, die um den Kern der Lampe angeordnet sind, und schaffen eine charmante Szene. Diese Umgebung lädt Gäste ein, bei einer Tasse Kaffee zu verweilen. Sie werden ermutigt, den Gesprächen der KI-Charaktere, ihren teils zutreffenden, teils fehlerhaften, teils charmanten, teils barschen Beschreibungen der Besucher*innen und weiteren Diskussionsversuchen über gesellschaftspolitische Themen zu folgen. Die Stimmen von drei unsichtbaren Protagonist*innen kommen aus den Lautsprechern – eine Astronautin, ein*e Psychoanalytiker*in und ein theoretischer Physiker.

 

Diese Stimmen mit ihren unterschiedlichen Tonlagen vermitteln das Gefühl der Gegenwart verschiedener Charaktere, obwohl niemand physisch im Raum anwesend ist. Sie gehören Chatbots und künstlichen Intelligenzen, die verschiedenen Large language models ( wie LlaMA oder Chat GPT) und Text to Speach Technologien, unter anderem von ElevenLabs* erstellt wurden. Diese Fusion aus traditionellem Flair und modernen technologischen Elementen schafft eine fesselnde und nachdenkliche Atmosphäre im Ausstellungsraum. Nicht zuletzt gibt es ein Kunstwerk, das einer Variation des Conway-Spiels entspricht und mit seinem Titel ‚The Game‘ an den Titel der Ausstellung erinnert. Muster, die sich nach den Conways Regeln verändern und bewegen, und von Zeit zu Zeit Kombinationen bilden, die wie Neuronen, Viren oder Bakterien aussehen.

 

Die Ausstellung umfasst das Wechselspiel zwischen Vertrautem und Unheimlichem. Greiner beginnt die Erkundung mit Elementen aus dem frühen neunzehnten Jahrhundert, navigiert allmählich durch die Jahrzehnte und kulminiert in einer Erforschung der künstlichen Intelligenz. Im Einklang mit dem reisenden Bonsai durchqueren Besucher*innen und Zuschauer*innen verschiedene Zeiten und Räume und begegnen dabei einer Vielzahl von Paradoxien während der Ausstellung.

 

Geben wir uns der KI unter der Annahme ihrer überlegenen Intelligenz hin, oder liegt die wahre Intelligenz in uns, als Wesen, die fähig sind, KI für unsere eigenen Ziele zu nutzen? Können wir uns auf eine potenzielle zukünftige Epoche oder Phase nach dem Anthropozän einstellen und anpassen, angesichts ihrer komplexen Verbindungen mit der Umwelt? Das Thema ist eine Zukunft, in der unser Einfluss auf den Planeten nicht nur ausgewogen ist, sondern auch von regenerativen und widerstandsfähigen Praktiken geprägt ist.

 

Text von Olympia Tzortzi

 

 

*Mit Unterstützung von ElevenLabs, New York, USA

Ausstellungsansichten