Soojin Kangs Ausstellung ist nach einer eindringlichen Zeile aus David Lynchs Film The Elephant Man (1980) benannt. Der Protagonist John Merrick, dessen schwere körperliche Deformationen ihn sowohl zur Faszination als auch zum Objekt grausamer Behandlung machen, reflektiert: „Manchmal denke ich, mein Kopf ist so groß, weil er so voller Träume ist.“ Dieser Satz verweist auf Merricks reiche innere Welt – seine Intelligenz, Sensibilität und seine Sehnsüchte – und steht im Kontrast zu seinem äußeren Erscheinungsbild, das von der Gesellschaft als monströs angesehen wird. Dieses Gefühl spiegelt sich in Kangs Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen äußerer Form und innerer Erzählung wider und dient als Metapher für die Spannung zwischen Oberfläche und Substanz – zentrale Themen in ihrem Werk. Der Kontrast zwischen der massiven, schweren Betonskulptur und den feinen, filigranen Textilarbeiten verdeutlicht diese Dichotomie und spielt darauf an, dass eine Oberfläche nur einen flüchtigen Einblick in tiefere Komplexität gewährt.
Kangs Arbeit setzt sich intensiv mit Materialität auseinander. Die kompromisslose Härte von Zement und Beton steht im scharfen Gegensatz zur feinen Sensibilität ihrer Textilien und schafft einen Dialog zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit, Beständigkeit und Vergänglichkeit. Robuste Betonskulpturen werden durch kunstvolle textile Elemente ergänzt, die aus Naturfasern wie Rohseide, Hanf und Jute gefertigt sind – gewebt, geknüpft und umwickelt zu organischen, strukturierten Formen. Die gedämpften Farbtöne und die fragile Beschaffenheit dieser Materialien verstärken den Kontrast zum Beton und vertiefen die Auseinandersetzung mit der Spannung zwischen dem Vergänglichen und dem Dauerhaften.
Kang erforscht konsequent das Verhältnis zwischen dem Organischen und dem Industriellen, dem Handgefertigten und dem Fabrikproduzierten. Durch die Gegenüberstellung weicher Textilien mit rigiden Strukturen hinterfragt sie traditionelle Vorstellungen von Materialität und verwischt die Grenzen zwischen dem Natürlichen und dem Konstruierten. Diese Verschmelzung lädt dazu ein, über den Dialog zwischen dem Greifbaren und dem Immateriellen, zwischen äußerem Erscheinungsbild und innerer Komplexität nachzudenken. Durch ihre Auseinandersetzung mit gewebten Materialien erweitert Kang das skulpturale Potenzial von Textilien und hebt die Dualität zwischen dem Physischen und dem Flüchtigen hervor.